Oberbürgermeister Torsten Pötzsch zu Informationen über den schrittweisen Rückbau der stationären Versorgung im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin:
„Ich bin vorab über die Pläne des Kreiskrankenhauses, des Landkreises und der staatlichen Institutionen informiert worden. Am Anfang war ich vermutlich ebenso schockiert und entrüstet, wie viele Familien jetzt. Nach mehreren Gesprächen und Auswertungen steht für mich fest, dass der wichtige Status einer Modellregion auf dem medizinischen Sektor immer auch Veränderung und Neuausrichtung bedeutet.
Ich bewerte die Veränderungen derzeit als Chance, weil sich insbesondere im medizinischen Bereich in den vergangenen Jahren der Bedarf der Familien geändert hat. Diesem Bedarf vor Ort muss Rechnung getragen werden – mit einer positiven Veränderung und Orientierung. Fest steht nach den Gesprächen mit den Instanzen, dass die ambulante Betreuung durch Fachärzte stark gefragt ist, die stationäre Betreuung weniger. Die Veränderungen im Kreiskrankenhaus Weißwasser sind also nicht als negativer Abbau zu bezeichnen, sondern eine Neuausrichtung und Stärkung eines Modells.
Durch Ministerien und Landkreis ist mir zugesagt worden, dass das neue ambulante kinderärztliche Versorgungsnetzwerk noch im März seine Arbeit aufnimmt – und zusätzlich im Kreiskrankenhaus natürlich auch die Notfallversorgung inklusive einiger Betten für Kinder vorgehalten wird.
Natürlich muss der Umbau in einem so sensiblen Bereich wie der Kindermedizin immer wieder auf seine Wirksamkeit hin geprüft werden. Ändert sich der Bedarf, muss darauf reagiert werden. Denn nicht zuletzt als Vater von zwei noch jungen Kindern würde ich nicht eine Verschlechterung der Versorgungssicherheit bei uns in Weißwasser/O.L. hinnehmen können. Eine Veränderung mit Perspektive ist jedoch ein gangbarer Weg.“
Das Kreiskrankenhaus Weißwasser hatte am Abend des 01.03.2021 folgende Presseinformation veröffentlicht:
Das Kreiskrankenhaus Weißwasser will eine Neuausrichtung von Leistungsangeboten entwickeln. Ziel sind innovative Konzepte zur Förderung der Nachhaltigkeit des medizinischen Leistungsportfolios, orientiert an der veränderten Bedarfsnotwendigkeit des Versorgungsbereiches. Letztendlich stärkt eine Neuausrichtung den Krankenhausstandort Weißwasser und die ambulant ärztliche Versorgung.
Konkret informieren wir über folgende Veränderungen:
• Die bisherige stationäre Versorgungsstruktur im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin wird ab März 2021 Zug um Zug eingestellt. Eine ambulante Versorgung bleibt unter der Fortführung der Akut- und Notfallversorgung erhalten.
• Mit der Beendigung der stationären Leistungserbringung der Pädiatrie ab März 2021 ist weiterführend die Akut,- und Notfallversorgung für Kinder und Jugendliche am Kreiskrankenhaus Weißwasser sichergestellt. Eine Erstvorstellung ist in der Notfallaufnahme des Krankenhauses wie gewohnt 24/7 möglich.
• Für die Patientinnen auf der Wochenbettstation steht ein Pädiater weiterhin zur Verfügung. Entbindungen und die Erstversorgung der Neugeborenen (U1 und U2) sind gesichert.
• Die Geburtshilfe steht weiterhin zur Verfügung.
• Kinder und Jugendliche können bei medizinischer Notwendigkeit stationär in den Fachkliniken Chirurgie, Unfallchirurgie und Innere Medizin - wie früher erfolgt - unter Hinzuziehung eines Facharztes für Pädiatrie, behandelt werden.
• Eine Praxis für Pädiatrie steht am Standort des Krankenhauses für eine umfangreiche pädiatrische ambulante Versorgung weiterhin zur Verfügung und soll weiter ausgebaut werden. Die bekannten und etablierten Sprechstunden der KV-Bereitschaftspraxen bleiben unverändert.
• Ab April 2021 wird eine spezialärztliche ambulante diabetologische Sprechstunde das Leistungsangebot am Krankenhausstandort Weißwasser erweitern.
Diese ersten Veränderungsprozesse stehen in unmittelbarer Abstimmung und Begleitung mit den Krankenkassen, der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, dem Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und dem Landkreis Görlitz.
Alle Beteiligten sind sich darin einig, dass die Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungsstrukturen zu den Wesensmerkmalen des Strukturwandels in der Lausitz gehört. Daraus resultiert die Herausforderung auch veränderte Arbeitswelten und Modelle für Mediziner und Pflegekräfte anzubieten und umzusetzen.
In diesem Kontext wird die Region Weißwasser weiterhin eine Modellregion des Freistaates Sachsen für eine nachhaltige medizinische Versorgung bleiben.